Upgrades der Natur, künftige Körper
Interdisziplinäre und internationale Perspektiven
2021 Januar | Sofern es stimmt, dass der Körper für die Genealogie des Subjektes als modernen sozialen Akteur zentral war und die Naturreferenz diesen in seine höhergestellte hierarchische Ordnung bestätigt und verfestigt, dann führt die Manipulierbarkeit des Körpers zur Implosion der Natur-Kultur Differenz und der auf dieser beruhenden Ordnungen. Ein Außen der Natur-Kultur Differenz, das die Behaglichkeit der durch sie geschaffenen Grenzen des Denk- und Verhandelbaren gefährdet, ist allerdings inzwischen (bedrohlich) sichtbar geworden, da die Konfrontation mit den empirischen Möglichkeiten bezüglich einer grundsätzlichen Entscheidbarkeit wer oder was der Mensch als sozialer Akteur sein soll oder will unausweichlich geworden ist.
10 Minuten Soziologie: Verantwortung
Klimawandel und Verantwortung- Anthropozän, Kapitalozän oder Baconozän?
2021 März | Beitrag von Diego Compagna in dem Band zum Thema Verantwortung in der Reihe 10 Minuten Soziologie, das von Anna Henlkel herausgegeben wird.
Aus der Perspektive des Postkolonialismus wird die These aufgegriffen, dass Verantwortung für globalen Klimawandel danach differenziert werden sollte, wie stark unterschiedliche Gruppen für diesen Klimawandel verantwortlich sind. An zwei kurzen Fallbeispielen wird gezeigt, dass die undifferenzierte Rede von „Verantwortung für Nachhaltigkeit“ eine manipulative und damit unzulässige Verantwortungsdiffusion mit sich bringt. Hierarchische Ungleichgewichte auf der sozialen Ebene erschweren es, das herrschaftsförmige Verhältnis zwischen Mensch und Natur als Wurzel von Umweltzerstörung zu überwinden.
Pflege-, Therapie- oder Sexroboter?
Ergebnisse einer Szenario-Studie zum Einsatz sozialer Robotik
Trotz der Erwartung, dass sie viele gesellschaftliche Probleme lösen wird, gibt es Vorbehalte gegenüber sozialer Robotik. Diese Diskrepanz wirft die Frage auf, welche Art sozialer Robotik gesellschaftlich überhaupt gewünscht ist und welche Faktoren zu dieser Bewertung beitragen. Methodisch nähert sich unsere Untersuchung diesen Fragen mit Gruppendiskussionen, die wir durch explorative Szenarien strukturieren. In diesem Beitrag stellen wir vier Szenarien vor: Roboter zur Pflege von Älteren, zur Kinderbetreuung, zur psychologischen Beratung und Sexroboter. Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Akzeptanz sozialer Roboter insgesamt vergleichsweise groß ist. Wenn jedoch robotische Kompetenzen den Kern der Selbstbeschreibung des Menschen in Frage stellen oder die Unterscheidbarkeit von Mensch und Roboter zu verschwinden droht, werden diese abgelehnt. Somit erscheint es empfehlenswert, bei der Entwicklung von Robotern eine Imitation des Menschen zu vermeiden.
Nachhaltig Leben und Wirtschaften
Management Sozialer Innovationen als Gestaltung gesellschaftlicher Transformation
Der Titel des Buches geht auf das Thema der 20. Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften des Berufsverbandes Deutscher Soziologinnen und Soziologen zurück, die im Mai 2019 in München durchgeführt wurde. Die Frage, welche Beiträge soziale Innovationen beim Übergang zu Formen des nachhaltigen Zusammenlebens und Wirtschaftens konkret leisten können, steht in diesem Buch ebenso im Mittelpunkt wie die Frage, welchen Beitrag die Sozialwissenschaften leisten können. Es geht also zum einen um konkrete soziale Innovationen, die uns bei dem Ziel, nachhaltig zu leben und zu wirtschaften, weiterhelfen, zum anderen aber auch darum, in welcher Weise die Sozialwissenschaften – nicht zuletzt durch entsprechende theoretische und methodische Ausbildung – in die gesellschaftliche Verantwortung für das Gelingen solcher sozialinnovativen Prozesse genommen werden kann.
Organisation der XX. Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften
Nachhaltig Leben und Wirtschaften
Management Sozialer Innovationen als Gestaltung gesellschaftlicher Transformation
Zusammen mit Franz, H.-W., Beck, G., Dürr, P., Gehra, W., und Wegner, M. wurde die XX. Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften am Campus der Hochschule München im Stadtteil Pasing organisiert. Die Tagung dauerte vom 24. – 25.Mai 2019 und handelte von den gegenwärtig und zukünftig geltenden Herausforderungen des nachhaltigen Lebens. Neben der Erörterung dessen, was unter Nachhaltigkeit aus wissenschaftlicher Perspektive verstanden werden kann und welche praktischen Explikationen sich dafür finden lassen, bestand der thematische Fokus darin, Nachhaltigkeit in der Verbindung mit Sozialen Innovationen zu betrachten und die Transformationspotenziale im Hinblick auf nachhaltig wirkende, veränderte Handlungspraktiken zu beleuchten, welche sich insbesondere funktional im Wirtschaften vergegenwärtigen.
XX. Tagung für Angewandte Sozialwissenschaften
Leitung des Tracks „Paradoxien der Nachhaltigkeit: Nebenfolgen Reloaded“
In der Session „Paradoxien der Nachhaltigkeit: Nebenfolgen Reloaded“ am 25. Mai 2019 im Münchner Stadtteil Pasing ging es einerseits um die – nach wie vor – dringend notwendige sozialwissenschaftliche Aufklärungsarbeit bezüglich der nicht beabsichtigten und teilweise unerwünschten Nebenfolgen einer (ubiquitären) Orientierung an Nachhaltigkeit als auch um die Hybris einer reflexiven Reflexivität bzw. einer Gesellschaft deren Sorgen sich um ihre Sorgen drehen.
Monsters, Monstrosities, and the Monstrous in Culture and Society
Existing research on monsters acknowledges the deep impact monsters have especially on Politics, Gender, Life Science, Aesthetics and Philosophy. Our book is to be understood as a complement and a ‚further development‘ of previous studies: The essays of our anthology pay attention to mechanisms of inequality and exclusion concerning specific historical and present monsters, based on their research materials within their specific frameworks, in order to ‚create‘ engaging, constructive, critical and diverse approaches to monsters, even utopian visions of a future of societies shared by monsters. Our book proposes the usual view, that humans look in a horrified way at monsters, but adds that monsters can look in a critical and even likewise frightened way at the very societies which stigmatize them.
Organisation einer Session zur 16th Annual STS Conference in Graz
Motherhood and care-constructions and transformations through technologies
Die gemeinsame Jahreskonferenz des Instituts für Wissenschafts-, Technologie- und Gesellschaftsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt | Wien | Graz (STS), dem Interuniversitären Forschungszentrum für Technologie, Arbeit und Kultur (IFZ) und das Institut für fortgeschrittene Studien zu Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft (IAS-STS), hatte einen besonderen thematischen Schwerpunkt auf sozialer Gerechtigkeit in Wissenschafts-, Technologie- und Umweltfragen. Wir verstehen soziale Gerechtigkeit als eine kritische Perspektive zur Analyse der systematischen Diskriminierung sozialer Gruppen in sozio-technischen oder wissenschaftlichen Prozessen.
In der Session am 08.05.2017 ging es um „Constructions of motherhood in the legislaton on genetic paternity testing. Reflections in the context of family policy“, „Social robots for homework and childcare – first results of focus group interviews“ und „Mothers before pregnancy? The expansion of motherhood and motherliness by genetic carrier screening and preconception care“.
Leitung einer Session auf dem Annual Meeting of the Society for Social Studies of Science (4S) in Boston vom 30.08.-02.09.2017
Side-effects of (In)Sensible Participatory Technology Developments
Im Rahmen eines Fabrikationslabors, das der Untersuchung der Mensch-Roboter-Interaktion gewidmet ist, wurde ein autoethnographischer Ansatz verfolgt und es wurden Fokusgruppen-Interviews sowohl mit Ingenieuren als auch (den mutmaßlichen) Zielgruppen für soziale Roboter durchgeführt. Die Daten zeigen eine klare Unterscheidung zwischen den Konzepten „sensibel“ und „vernünftig“. Um den markanten Unterschied zwischen sensibel (Menschen) und sensibel (Roboter) herauszuarbeiten, ist es hilfreich, zwei mögliche Bereiche sozialer Roboter zu fokussieren: Hausarbeit und Kinderbetreuung. In Bezug auf die Entwicklung von Sozialrobotern für Hausarbeit und Kinderbetreuung ist die Behauptung von Geschlechterstereotypen sehr deutlich, insbesondere in Bezug auf die Rolle der Mutterschaft, die den Frauen zugewiesen wird. Außerdem weisen diese Befunde auch auf die Besonderheit der neuen interaktiven Technologie hin, die den Status des Menschen in modernen Gesellschaften als alleiniger sozialer Akteur gefährdet.
Auslandsaufenthalt am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ)
in Tokyo, Japan
Im Juli 2017 hielt ich mich zum zweiten mal als Gastwissenschaftler am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokyo auf. Der inhaltliche Schwerpunkt meines Aufenthaltes lag auf dem Austausch mit japanischen KollegInnen über die Entwicklungsvorhaben von Service & Care Robotics vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Deutschland und Japan. Am DIJ ist zu diesem Themenfeld unter anderem der Workshop „Care Robotics in the Aging Society“ organisiert worden (Programm).
Leitung eines Tracks auf der 4S/EASST Konferenz in Barcelona 2016
Manufacturing Humans While Developing Social Robots, Smart Environments & Wearables
Vom 31. August – 3. September 2016 hat in Barcelona die 4S/EASST Konferenz zum Thema „Science and Technology by other means – Exploring collectives, spaces and futures“ stattgefunden. Der Track „Manufacturing Humans While Developing Social Robots, Smart Environments & Wearables“ zielte darauf ab, Forschungen und Erkenntnisse über die (Re-) Konstruktionen von Menschen als natürliche Einheiten durch Ingenieurpraktiken zu sammeln. Im Rahmen dieser Erkenntnisse wurden schließlich mehrere kritische Attribute als natürliche Kategorien (Geschlecht, Geschlecht, Rasse, körperliche Fitness usw.) zusammengefasst.
Moderne Monster und Monstrositäten von Donna Haraway bis John Law
Blockseminar mit Stefanie Steinhart an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 27.-30.6.2016
Monster verweigern sich eindeutiger Definitionen, da sie sich in vielerlei komplexen Spannungsfeldern bewegen. Sie übertreten Grenzen und fixieren sie zugleich. Die Grenzen drehen sich um das Konkrete und das Diffuse, um Inklusion und Exklusion – und letzten Endes, um das Böse gegen das Gute. Diese Zuschreibungen betreffen Bereiche wie Geschlecht, Religion, Psychologie, Ästhetik und Politik. In der Lehrveranstaltung geht es einerseits um die Lektüre einschlägiger Abhandlungen über „moderne Monster und Monstrositäten“, andererseits auch um die (gemeinsame) explorative Thematisierung eines phantasiereichen und konstruktiven Beitrags, einer konkreten Utopie der Monster und des Monströsen’, für eine gesellschaftliche Zukunft, die, von heute aus betrachtet, eine der Monster und Unwesen sein könnte.
Seminarprogramm für die Sommeruniversität des Evangelischen Studienwerks Villigst
Vom 27.08. – 02.09.2016 fand ein Seminar zum Thema „Soziologische Perspektiven auf Digitale Spiele zur Erkundung virtueller Realität: Aufbruch in neue Gesellschaftsformen?“ gemeinsam mit Stefan Derpmann und weiteren Referenten im Rahmen der Sommeruniversität des Ev. Studienwerks Villigst statt, das sich aus verschiedenen Perspektiven der Bedeutung des Digitalen Spielens in der Gesellschaft widmet.
Leben zwischen Natur und Kultur
Zur Neuaushandlung von Natur und Kultur in den Technik- und Lebenswissenschaften
Welche Konsequenzen hat die Schaffung künstlicher Intelligenz und genetisch manipulierten Lebens für das Verhältnis von Natur und Kultur? Die Forschungspraxis der Technik- und Lebenswissenschaften zieht tief greifende Veränderungen basaler Konzepte nach sich – insbesondere das interdependente Verhältnis von Natur und Kultur ist gekennzeichnet von einer Dynamik der Um- und Neudeutungen.
Die Beiträge des Bandes reflektieren diese (oft impliziten) Verschiebungen der Grenzen, die daraus resultierenden epistemologischen Konsequenzen – sowie die damit einhergehenden Veränderungen gesellschaftlicher Wirklichkeit.
Postnukleare Handlungstheorie
Ein soziologisches Akteurmodell für Cyborgs
Von der Soziologie zum Cyborg – die kritische Rekonstruktion soziologischer Theorien führt zum Gegenentwurf eines soziologischen Akteurmodells für Cyborgs. Vor dem Hintergrund einer kritischen Rekonstruktion soziologischer Theoriebildung entwickelt Diego Compagna ein Akteurmodell für Cyborgs, das insbesondere auf die Differenz von Subjekt und Akteur abhebt.
Die wissenssoziologisch inspirierte Rekonstruktion und das daraus abgeleitete Akteurmodell legen zugleich offen, dass die Soziologie immer auch Ungleichheit (re)produziert – indem es einer Reifizierung des sozialen Akteurs als »menschliches« bzw. »phänomenologisch bestimmbares« Subjekt Vorschub leistet, das nie als neutrale Entität vorkommen kann.
Organisation eines Workshops
„Muster der Interaktion mit neuen Technologien: Möglichkeiten der theoretischen Generalisierung der Ergebnisse von Einzelforschungen“
Der Workshop fand vom 26. bis 27. Oktober 2012 am Institut für Soziologie, Universität Duisburg‐Essen statt und geht davon aus, dass neue Technologien mit einer gewissen Form von ‚Eigenintelligenz‘ neue Möglichkeiten der Mensch‐Technik‐Interaktion eröffnen. Es gibt bereits zahlreiche empirische Forschungen zu den entsprechenden Formen von Mensch‐Technik‐Interaktion, die allerdings über eine Vielzahl von Disziplinen und Forschungsrichtungen verteilt sind. Dieses Workshop‐Format sollte dem Informations‐ und Diskussionsbedürfnis auf einer niederschwelligen Ebene eine Plattform bieten. Dabei wollten wir in diesem Jahr einen thematischen Schwerpunkt setzen. Es wurde danach gefragt, wie sich aus den empirischen Ergebnissen theoriefähige Verallgemeinerungen generieren lassen, und welche konkreten Schwierigkeiten sich bei entsprechenden Versuchen herausstellen.
Auslandsaufenthalt in Tokushima, Japan
Im März 2012 nahm ich an der Veranstaltungsreihe „Shaping a Carefree Society for the Elderly“ teil, die vom „Tokushima Prefectural Government“ anlässlich des 150 Jhr. Jubiläums der Deutsch-Japanischen Beziehungen zum Thema „Demografischer Wandel“ organisiert worden ist. Im Rahmen dieses Aufenthaltes hatte ich u.a. die Gelegenheit zu einem intensiven Austausch mit den MitarbeiterInnen und LeiterInnen von ambulanten und staionären Pflegeenrichtungen bzw. -diensten. Die Präfektur Tokushima ist eine der am stärksten vom demografische Wandel betroffenen Regionen in Japan.
Auslandsaufenthalt am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ)
in Tokyo, Japan
Im November 2011 hielt ich mich als Gastwissenschaftler am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokyo auf. Der inhaltliche Schwerpunkt meines Aufenthaltes lag auf dem Austausch mit japanischen KollegInnen über die Entwicklungsvorhaben von Service & Care Robotics vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Deutschland und Japan. Am DIJ ist zu diesem Themenfeld unter anderem der Workshop „Care Robotics in the Aging Society“ organisiert worden (Programm).
Auslandsaufenthalt an der Universidade Nova de Lisboa in Lissabon, Portugal
Im Rahmen des DAAD/EU-Programms zur Dozentenmobilität (Erasmus/Sokrates) war ich im Mai und Juni 2011 als Gastdozent an der Faculty of Sciences and Technology der Universidade Nova de Lisboa in Lissabon tätig. Hier habe ich mich an den folgenden Veranstaltungen beteiligt bzw. zu den folgenden Themen beigetragen:
- Master Class for Computer Sciences and Electronics Engineering: „Topic: Participatory Technology Assessment“
- Ph.D. Programme on Technology Assessment (1st Year Course): „Topic: Research Methods“
- Ph.D. Programme on Technology Assessment (2nd Year Course): „Topic: User Expertise in Participatory Methods“
Auslandsaufenthalt an der Universidad Javeriana in Bogotá, Kolumbien
Aufgrund meiner Teilnahme am Programm „Scholars in Residence“, das vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und dem Goethe-Institut betreut wird, verbrachte ich zwei Monate (Februar & März 2011) als Gastwissenschaftler am Institute of Bioethics der Universidad Javeriana in Bogotá. Die freundliche Unterstützung des KWI und der Zentrale des Goethe-Institutes in München hat es mir außerdem ermöglicht im Rahmen dieses Programms das Symposium „The Struggle for Meaning – Nature & Culture in Techno- & Life Sciences“ zu verwirklichen (Programm & Abstracts).